Eine Ausstellung im Perspektivenwechsel…

Mit „HERBERT BRANDL. SCHRÄG BIS VERTIKAL – Eine Ausstellung im Perspektivenwechsel“ eröffnet Florian Werner die erste Sommersaison der neu errichteten Ausstellungs- und Konzerthalle arlberg1800. Nach der Eröffnungsschau „High Performance“, die den neu entstandenen Kunstort selbst in den Mittelpunkt stellte, fokussiert die aktuelle Ausstellung auf eine einzelne künstlerische Position. Herbert Brandl, einer der avanciertesten und arriviertesten Vertreter der gegenwärtigen österreichischen und internationalen Malerei, entwickelt für die Kunsthalle ein spezifisches Setting von Arbeiten, das sich mit der Darstellung von Gebirgslandschaften beschäftigt und sich in die räumlichen Möglichkeiten von arlberg1800 einschreibt. 

Als stets impulsiv, abstrakt und doch konkret wird der Schaffensprozess des österreichischen Malers Herbert Brandl beschrieben. Die bekannten Landschaftsbilder Brandls zeigen meist dramatische Naturereignisse, die zwischen unglaublicher Nähe und großer Distanz changieren. Der Künstler geht dabei von fotografischen Erinnerungen aus und schafft es, darauf aufbauend den Eindruck von unmittelbaren, selbst erlebten Ereignissen in das Medium der Malerei zu übertragen. Sehen und Wahrnehmen stehen für Herbert Brandl dabei in einem dauernden Dialog und bedingen das Wechselspiel von Abstraktion und Gegenständlichkeit. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die großflächige Form der Farbfeldmalerei, die immer noch eine räumliche Dimension besitzt, diese aber zugunsten der Farbfläche in den Hintergrund treten lässt. 

Mit „HERBERT BRANDL. SCHRÄG BIS VERTIKAL – Eine Ausstellung im Perspektivenwechsel“ unterstreicht das Kurator_innen-Kollektiv section.a den inhaltlichen Fokus der Kunsthalle arlberg1800, der auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Spezifik des Ortes liegt und dessen exponierte landschaftliche Lage zu fassen sucht. Eigens für den Anlass zusammengestellt, schreibt sich die Schau als dreiteilige Inszenierung in die unterschiedlichen räumlichen Strukturen von arlberg1800 ein. 

Die einzigartigen und ungewöhnlichen Dimensionen der großen Ausstellungshalle erlauben Herbert Brandl, Arbeiten erstmals in ihrer ursprünglich konzipierten Form zu zeigen. Die Raumhöhe von neun Metern bietet die Möglichkeit, drei Werke, die bisher nur als Querformate ausgestellt werden konnten, erstmals in der Vertikale als Hochformate zu erfahren. Dabei handelt es sich um Ölgemälde aus den Jahren 2003, 2008 und 2011, die eine Form von landschaftlicher Innenperspektive darstellen, die sich im Eindruck einer abstrakten, malerischen Struktur aufzulösen scheint. Die eigenwillige Proportion dieses Ausstellungsraums, der eine sehr schmale Breite im Verhältnis zur enormen Höhe und Länge aufweist, lässt die Besucher_innen die Gemälde unmittelbar, nah erleben.

Neben diesen großflächigen abstrahierten Landschaftsmalereien präsentiert die Ausstellung eine Serie von Monotypien – eine Technik, der sich Herbert Brandl in den letzten Jahren gern bedient hat. Jeder Abzug der Serie „FÖHREN“ ist ausschnitthaft und besitzt Unikatcharakter. Eng, Seite an Seite wie Filmstreifen gehängt, ziehen sich zwanzig ausgewählte Blätter der Serie über die Wand des Foyers der Kunsthalle arlberg1800. Die Besucher_innen schreiten diesen Block gleich einer Porträtwand des bis in Gebirgshöhen vorkommenden Nadelbaums entlang, bis sie in den Project Space kommen, der zur Bühne für die Arbeit „ohne Titel, 2003“ wird, die eine besondere Rolle spielt. 

Die fast zehn Meter lange und drei Meter hohe Leinwand schlägt in die Wände der unterirdischen Kunsthalle ein „Panoramafenster“ mit Blick mitten in eine atemberaubende Gebirgslandschaft. Durch seine wandfüllende Dimension und seine Farbexplosion entsteht ein überraschender optischer Sogeffekt. Diesem Werk gegenüber hängt eine Auswahl von Arbeiten aus der Monotypienserie „3 Tage 1.7./7.7/12.7.“ aus dem Jahr 2010, die das Motiv der Gebirgslandschaft aufgreift und seriell moduliert.

Im Herbst 2016 findet ein Perspektivenwechsel in der Ausstellung „HERBERT BRANDL. SCHRÄG BIS VERTIKAL“ statt, in dem Werke ausgewählter Künstler_innen im Rahmen des bestehenden Artist-in-Residence-Programms in einen Dialog mit Herbert Brandls Arbeiten treten und für eine Erweiterung der Ausstellung sorgen. Den dynamischen Arbeitsprozess von Herbert Brandl und das stete Spiel mit Perspektivenwechseln macht section.a zum Ausstellungskonzept und schafft damit einen größeren künstlerischen Kontext. 

www.arlberg1800resort.at


Enquiry