Closed from July 29 until August 26, 2023.
Screening of two historical video works by JÜRGEN KLAUKE, in the exhibition from Aug 31 until Sep 09, 2023:
We are pleased to invite you to the fifth gallery exhibition with the German photo artist Jürgen Klauke.
Schattenfresser is the title of a three-part photographic work by Klauke from the series PROSECURITAS (“for security”), in which the artist created works in the late 1980s and early 1990s with the help of a luggage scanner. The exhibition presents excerpts from this creative period with new drawings from the Kreuz&Queer cycle, created in 2023.
The title work – in black, grey-blue and white – shows the outlines of an increasingly large figure and objects in different colour intensities on three rectangular fields. These are partly identifiable as wheels, frames, wires and an almost dissolving chair. On the left tableau, still presented in clear contrast between dark and light, it is recognisable on the far right that this is not a staged shadow play but a “collage of X-ray photographs”.
“Klauke >programmess< his pictures by arranging a wide variety of objects (and sometimes even himself) in suitcase shafts, as they are commonly used at airports. … Klauke controls the X-ray image on the surveillance screen and also intervenes to a certain extent. He makes changes to the grid or manipulates the positive and negative; he can also make the objects being x-rayed almost unrecognisable. Due to his rich experience in dealing with this medium, he succeeds in creating distortions of perspective by deliberately arranging the individual objects. The knowledge of the behaviour of bodies of different density when illuminated and the knowledge of the resulting light and shadow effects on the control screen enable a predisposing order of things in the body. Klauke then photographs the image obtained in each case from the monitor. The further processing of the images obtained in this way takes place at the light table and in the photo lab. Colours are generated by printing over the black and white negative, solarisation, sandwich overlays or several negatives layered on top of each other then lead to the final result. “(1)
In works such as Schattenfresser (1988-1991), Selbstfindung (1988-1991), Schlafstörung (1989) and Toter Fotograf (1988-1993), Klauke deals not only with themes such as death, human transience and alienation but also (still) with current issues such as the questioning of reality and truth. A phenomenon that, on the one hand, must be understood in the form of critical thinking as the most fundamental human practice in our society and, at the same time, can be observed as an absolute striving for knowledge and certainty to an absurd degree. A deconstructive moment is also inherent in the drawings from the cycle Kreuz&Queer, which were created in the spring of 2023 on Tenerife.
These paper works (started in 2021) are dominated by the use of black ink and a strong light-dark contrast. Incorporated into rectangular areas that are fully filled or left blank, simple lines form naked figures with bald heads whose sexual organs and body parts fragment into organic abstract forms. Klauke’s suggestive works on paper present the human body as a transformed object. Complex scenes seem to be erotically charged without sexual acts being visible. Instead, they show metamorphoses of the sexual.
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Wir freuen uns zur fünften Galerieausstellung mit dem deutschen Fotokünstler Jürgen Klauke einladen zu dürfen.
Schattenfresser ist der Titel einer dreiteiligen Fotoarbeit Klaukes aus der Werkserie PROSECURITAS (“für die Sicherheit”), in welcher der Künstler in den späten Achtziger und frühen Neunziger Werke schuf, die er mithilfe eines Gepäckscanners generierte. In der Ausstellung werden Auszüge dieser Schaffensperiode mit neuen, 2023 entstandenen, Zeichnungen des Kreuz&Queer Zyklus präsentiert.
Die titelgebende Arbeit zeigt – in den Tönen Schwarz, Grau-Blau und Weiß gehalten – auf drei rechteckigen Feldern Umrisse einer immer größer werdenden Figur und Gegenstände in unterschiedlicher Farbintensität. Diese sind teilweise als Räder, Gestelle, Drähte und einen sich nahezu auflösenden Stuhl identifizierbar. Am linken Tableau noch in klarem Kontrast zwischen Dunkel und Hell dargestellt, ist ganz rechts erkenntlich, dass es sich nicht um ein inszeniertes Schattenspiel sondern um die Collage von “Röntgenfotografien” handelt.
“Klauke >programmiert< seine Bilder, indem er unterschiedlichste Gegenstände (und mitunter eben auch sich selbst) in Kofferschächten arrangiert, wie sie auf Flughäfen gebräuchlich sind. … Am Überwachungsbildschirm kontrolliert Klauke das Röntgenbild und greift in gewissem Umfang auch ein. So bewirkt er Veränderungen im Raster oder nimmt Positiv-Negativ-Manipulationen vor; auch kann er die durchleuchteten Gegenstände nahezu unkenntlich machen. Aufgrund seiner reichen Erfahrungen im Umgang mit diesem Medium gelingt es ihm, durch ein gezieltes Arrangement der einzelnen Gegenstände perspektivische Verzerrungen herbeizuführen. Die Kenntnis vom Verhalten von Körpern unterschiedlicher Dichte beim Durchleuchten bzw. das Wissen um die jeweils resultierenden Licht- und Schatteneffekte auf dem Kontrollbildschirm ermöglichen eine prädisponierende Ordnung der Dinge im Kofferschacht. Das jeweils erzielte Bild fotografiert Klauke sodann vom Monitor ab. Die weitere Bearbeitung der so gewonnenen Bildvorlagen erfolgt am Leuchttisch und im Fotolabor. Farben werden durch entsprechende Andrucke über dem Schwarzweiß-Negativ generiert, Solarisationen, Sandwich-Überlagerungen bzw. Mehrere übereinandergeschichtete Negative führen dann weiter zum endgültigen Resultat.”(1)
Klauke berhandelt in Werken wie Schattenfresser (1988–1991), Selbstfindung (1988–1991), Schlafstörung (1989) und Toter Fotograf (1988–1993) neben Themen wie den Tod, die menschliche Vergänglichkeit und Entfremdung (immer noch) aktuelle Fragestellungen wie das Hinterfragen von Realität und Wahrheit. Ein Phänomen, das einerseits in Form von kritischem Denken als grundlegendste menschliche Praxis in unserer Gesellschaft verstanden werden muss und gleichzeitig als absolutes Streben nach Erkenntnis und Sicherheit in einem absurdem Ausmaß zu beobachten ist. Ein dekonstruierendes Moment wohnt ebenso den Zeichnungen aus dem Zyklus Kreuz&Queer inne, die im Frühjahr 2023 auf Teneriffa enstanden sind.
Die Papierarbeiten aus der Serie
Kreuz&Queer (ab 2021) werden in der Verwendung von schwarzer Tusche und starkem Hell-Dunkel-Kontrast dominiert. Eingebaut in rechteckig vollausgefüllte oder freigelassene Flächen formen einfache Linien nackte Figuren mit kahlen Köpfen, deren Geschlechtsorgane und Körperteile fragmentiert in organische abstrakte Formen übergehen. Klaukes suggestiven Arbeiten auf Papier präsentieren den menschlichen Körper als transformiertes Objekt. Komplexen Szenen scheinen erotisch aufgeladen zu sein, ohne dass sexuelle Handlungen sichtbar wären. Stattdessen zeigen sie Metamorphosen des Geschlechtlichen.
(1) Vgl. Herzog, Den Tod bewegen und das Leben
gefrieren, in: Jürgen Klauke, Prosecuritas, Kat. Ausst. Kunsthalle
Bielefeld, Hatje Cantz, 1994, S. 14.
↱ JÜRGEN KLAUKE, Schattenfresser, Dossier, 2023
↱ PDF Pressetext dt ↱ PDF press release engl
↱ Kurier, Festival “Foto Wien”: Die Fotografie wird durchleuchtet, Michael Huber, 01.06.2023, p. 42
↱ Kurier, Schauen und Reden, Letzter Eröffnungstag der Foto Wien, 04.06.2023