In
die Bildwelt Siegfried Anzingers einzutauchen, heißt zu erleben, wie
das eigene Wissen über Malerei immer wieder in Frage gestellt wird. Denn
jedes Werk des in Österreich geborenen und seit dreißig Jahren in Köln
lebenden Künstlers ist aufs Neue eine Hinterfragung der Möglichkeit von
Malerei und damit zugleich eine Herausforderung für den
Betrachter. (Guido Reuter: Malerei, Zeichnung und Plastik: Betrachtungen
zur formalen Seite der neueren Werke Siegfried Anzingers, in: Siegfried
Anzinger Lentos Kunstmuseum Linz 2011). Mit den aktuellen Arbeiten, die
Siegfried Anzinger in der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Wien
zeigt, hat der Künstler sein Motivrepertoire rund um Paradies, Eros,
Madonna, Kreuzigung, Himmelfahrt, Tiere und Selbstbildnis erneut
erweitert und so tummeln sich nun auch Pharaonen, reitende Indianer,
Mopedfahrerinnen, Kanus und andere Boote in den vielfältigen
Landschaften und auf deren Gewässern. Siegfried Anzinger bezeichnet sein
Werk als stetiges Ãœben an Sujets. Dabei sind es nicht die Cowboys und
Indianer, ja auch nicht die gespreizten Beine der Squaw, die den
Künstler antreiben. Vielmehr geht der Künstler mit seinen
‚Quatschinhalten‘ über das Banale hinaus, um neue Richtungen
einzuschlagen. Meistens sind die bildlichen Motive in seinen
Werken (…) ziemlich locker zusammengesetzt; die Elemente sind selten
fest miteinander verbunden. Wesentlich ist, dass sie als
Formenarrangement nicht ineinander feststecken (…). Jede Figur ist hier
nur vage angedeutet, und nicht eine der konturierenden Linien ist
vollendet. (Rudi Fuchs in: Anzinger Bilder 2011, Snoeck Verlag Köln 2011). Siegfried
Anzinger malt was sich im Laufe der Jahre festgesetzt hat. Was dabei
aus dem Unbewussten oder regressiv zum Vorschein kommt sind
Spielgefährten, die ihn auf dem Weg begleiten, immer mit seinem ihm
innewohnenden Anspruch in der Malerei einen Schritt weiter zugehen. Es
ist, als würde man die Gemälde träumen. Um das locker gestaltete Motiv
herum wird vorsichtig gemalt, sehr einfühlsam, so, dass man sieht, wie
sich der Maler durch das Schwanken und Wanken des Pinsels wie von einer
Wünschelrute mitschleifen lässt. (Rudi Fuchs: ebenda)
Siegfried Anzinger * 1953 in Weyer an der Enns (A), lebt und arbeitet seit 1982 in Köln. Seit 1997 Professur an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit 2008 Mitglied des österreichischen Kunstsenats. Ausgezeichnet mit dem Oskar Kokoschka Preis 1985, Preis der Stadt Wien 1990, Großer Österreichischer Staatspreis 2003, Landeskulturpreis für Bildende Kunst Oberösterreich 2006. Seit 1982 internationale Beteiligungen und Einzelausstellungen: u.a. 1982 Dokumenta 7, 1984 Kunstmuseum Basel, 1986 Kunsthalle Hamburg und Kunstmuseum Bonn, 1988 Zeitgeist Gropius-Bau Berlin und Biennale di Venezia Österreichischer Pavillon, 1996 Kunst-Station St. Peter Köln, 1998 Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 2000 Rupertinum Salzburg und Kunsthalle Bielefeld, 2002 Sammlung Essl, 2004 Albertina Wien, 2005 Gemeentemuseum Den Haag, 2006 Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, 2010 Lentos Kunstmuseum Linz. Wir stellen Siegfried Anzinger seit 1980 regelmäßig aus und haben 5 Bücher und Kataloge zu seinen Skulpturen, Werken auf Papier und Malereien publiziert.
ÂKatalog: Anzinger Bilder 2011, Text Rudi Fuchs, Snoeck Verlag Köln 2011, ISBN 978-3-86442-004-7
ÂTo
immerse oneself in Siegfried Anzinger’s picture world means to
experience how one’s own knowledge of painting is continually being put
to the test. For each single work by the artist, who was born in Austria
and has been living in Cologne for thirty years, is a new examination
of the possibilities of painting, and thus a new challenge for the
observer. (Guido Reuter: Malerei, Zeichnung und Plastik: Betrachtungen zur formalen Seite der neueren Werke Siegfried Anzingers, in: Siegfried Anzinger Lentos Kunstmuseum Linz 2011).With
his latest works, presented at Galerie Elisabeth & Klaus Thoman
Vienna, Siegfried Anzinger has once again extended his recent repertoire
of motifs, revolving around paradise, Eros, Madonna, crucifixion,
ascension, animals and self-portrait, to now also include Pharaohs,
riding Indians, female moped riders, canoes and other boats populating
the various landscapes and their waterways. Anzinger describes his work
as a continuous rehearsing of subjects. It is not the cowboys and
Indians, though, nor even the squaw’s spread legs, that drive the
artist. With his rubbishy contents, much rather, he goes beyond the
banal, and strikes new paths. Mostly, the imagery of his works is put
together fairly loosely. The elements are rarely tied firmly together.
What is crucial is that they are not stuck together in a formal
arrangement. Each figure is hinted at only vaguely, and not one of their
outlines is complete. (Rudi Fuchs in: Anzinger Bilder 2011,
Snoeck Verlag Cologne 2011). Siegfried Anzinger paints what has got
stuck in his mind over the years. What comes to the fore, in the
process, from the subconscious, or regressively, are playmates that
accompany him on the path of new painting. As does his very own
aspiration of going one step further in painting. It’s as if one
dreamt the paintings. Around the loosely worked out motif, the painting
is tentative, very sensitive, so one sees how the painter, through the
wavering and faltering of the brush, lets himself be dragged as if by a
divining rod. (Rudi Fuchs: ibidem)
Catalogue: Anzinger Bilder 2011, text by Rudi Fuchs, Snoeck Verlag Cologne 2011, ISBN 978-3-86442-004-7
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