Die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Innsbruck freut sich ihre neunte Einzelausstellung Florin Kompatschers anzukündigen. Es werden neueste Werke aus den Jahren 2011 und 2012 gezeigt. Der vielschichtige Titel Tripe de Roche – Überlebensnahrung der Jäger und Pelzhändler in den Wäldern Kanadas – bezieht sich auf das ästhetisch-malerische der Bildwerke, ist aber auch ironischer Verweis auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Künstler.
Die Werke der letzten Jahre verdichten sich mehr und mehr zu brüchigen, erdig
brodelnden Flächen … Häufig wird der Tiefenraum horizontal verblockt.
Kompatscher arbeitet an diesen Stellen mit Positiv- und Negativeffekten, indem
er Farbe mit breiten Pinseln aufträgt und mit Spachteln teilweise wieder
entfernt. So entstehen Weißhöhungen, die die Dramatik und Räumlichkeit im Bild
steigern. …Dabei wird alles von einer dynamisch rhythmisierten Energie
getragen, die Gegensätze wie Geschwindigkeit und Stillstand, Tropfen und
Emulsion, Pinselstrich und Linie subtil und mit sicherem Duktus ausführt. …
Florin Kompatscher ist ein Wanderer zwischen Innen und Außen. In den Rhythmen
seiner abstrakt verdichteten Bilder schließt der Maler das eigene Denken mit
der Weltwahrnehmung aller kurz. Entscheidend dafür ist die Beziehung zwischen
Unterbewusstsein und Malerei, die der 1960 in Südtirol Geborene bildgewaltig
und sensibel auf energetischer Ebene verhandelt. Jedes seiner großformatigen
Gemälde bildet einen eigenen geistigen Raum im unendlichen Fluss der Zeit. … In
Kompatschers Malerei geht es an keiner Stelle um Narration und Repräsentation.
Vielmehr gräbt er im Gedächtnis der Zeit. … Kompatschers Bilder lösen die
Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit auf und lassen Vertrautes auf Fremdes
prallen. …
(aus Katja Blomberg, Himmel über der Wüste, in: Florin Kompatscher, Malerei/Painting 2005-2010, Hrsg. Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck 2010)
… seine Malerei thematisiert die Bedingungen der eigenen Möglichkeiten.
Und trotzdem ist sie keine auf sich selbst bezogene Malerei. Denn sie erschafft
Welten, deren Farben, Formen, Farbkombinationen, Überschneidungen, Flächen und
räumliche Tiefen die Folge krisenhafter Entscheidungsprozesse sind. Sie
erschafft eine eigene ästhetische Welt, die als solche ein Bewusstsein für eine
von Krisen, Widersprüchen und Möglichkeiten geprägte Welt bei dem Betrachter
erzeugt. Es ist eine andere Welt als die reale, von der sie sich bewusst
absetzt und dadurch eine ästhetische Distanz zu dieser Welt herstellt. In
seiner ursprünglichen, aus dem Griechischen kommenden Bedeutung heißt
„kritisch“ das, was die Trennung, die Unterscheidung betrifft. Kritik ist die
Kunst, Trennlinien in das Reale zu ziehen, sie zu verschieben und eventuell
durcheinander zu bringen. Zum Beispiel die Trennung zwischen dem rationalen und
irrationalen Entstehungsprozess des abstrakten Bildes. „Eine kritische Kunst
ist eine Kunst, die weiß, dass ihre politische Wirkung sich durch ästhetische
Distanz vollzieht“, schreibt Jacques Rancière in seinem Buch „Der emanzipierte
Zuschauer“. Ästhetische Distanz und politische Wirksamkeit? Sich angesichts der
Bilder von Kompatscher über die Widersprüchlichkeit und Unberechenbarkeit von
Möglichkeiten in Krisensituationen bewusst zu werden, kann durchaus auch
politische Folgen haben. Allerdings nur dann, wenn man die Trennlinien der
gängigen Begrifflichkeit verschiebt. …
(aus Noemi Smolik, Wie Malerei ensteht, in: Florin Kompatscher, Malerei/Painting 2005-2010, Hrsg. Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck 2010)
Florin Kompatscher, geboren 1960 in Bozen/Italien, lebt seit 2003 in Berlin. 1981-86 Hochschule für Angewandte Kunst Wien. Ab 1986 jeweils mehrjährige Aufenthalte in Rom, Madrid, Paris, Hamburg und Köln. Internationale Ausstellungen seit 1985: zuletzt u.a. 2010 Art Forum Berlin one-man show Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, 2007 Purple & Asphalt Kunstforum Rottweil, Open Space Art Cologne, 2006 Alles Andere ist wahr Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck, Die Lange Heimat Kunstverein Heilbronn, 2002 dumdidldauda kjubh Kunstverein Köln.