Die Galerie Elisabeth & Klaus Thoman freut sich ihre erste Ausstellung mit Carmen Brucic bekannt geben zu dürfen. Es ist uns ein außerordentliches Vergnügen diese junge Künstlerin präsentieren zu dürfen.

Mit dem Werkszyklus Gnadenwald legt Carmen Brucic eine Serie Fotografien (120 cm x 180 cm) vor, die um Phänomene kreisen, die durch Erfahrungen und Erlebnisse mit dem endgültigen Abschied ausgelöst werden. Die schlichten, aber komplexen Motive die einen nächtlichen Wald bei Schneefall zeigen, üben eine subtile Faszination auf die Betrachter aus. In einem Naturphänomen werden sternenklare Nacht und Schneefall gleichzeitig erfahrbar. Das Licht, welches nur Ausschnittsweise die Vegetation des Waldes und die bildliche Ruhe des Schnees beleuchtet, lenkt die Aufmerksamkeit der Betrachter auf eine neue Ebene, wird die Dimension welche das Licht nicht erfasst spürbar; Grenzziehungen verblassen, Räume lösen sich auf,  eindeutige Identitäten verabschieden sich, Abgründe tun sich auf und die Welt entschwindet. Die Abbildungen erfassen so den Wald nicht nur in seiner oberflächlichen Struktur als Ansammlung von Bäumen, sondern vor allem auch als einen undurchdringlichen Raum voller Mythen, Gefahren und Versprechungen. Die Natur repräsentiert sich hier als Sinnbild von Abwesenheit der Zivilisation und als Vereinigung von Angst im Dunkeln und der Möglichkeit der Gnade. Der Wald wird somit zum Wald der Gnade. Diese ambivalente Gabe der Gnade bedeutet allerdings nicht nur Vergebung sondern auch ein Ausgeliefert-Sein, denn Gnade kann nicht erworben sondern immer nur empfangen werden.

Der Titel Gnadenwald muss aber noch auf eine andere Weise gelesen und verstanden werden. Der Name steht auch für den kleinen Ort Gnadenwald in Tirol aus welchem die Künstlerin stammt. Somit stellen die Fotografien neben einem erfassten und mythischen, auch einen emotional angeeigneten Raum da. Unter diesen Fokus wird die Inspiration durch Gustav Mahlers Das Lied von Der Erde und speziell darin die Partie Der Abschied ersichtlich. Fotografien als Verabschiedung und damit als Beginn eines neuen emotionalen Felds, als Beginn von Sehnsucht.

Die Installation Gnadenwald von Carmen Brucic als eine abgeschlossene Arbeit innerhalb ihres Schaffens zu interpretieren, wäre aber unzureichend. Bereits in der vorhergegangenen Serie von Fotografien (Symmentrien des Abschieds, 2007-2008) behandelt sie das Thema des Lebewohls und des Entschwindens. Die Werke sind somit immer schon Nachbearbeitungen und Vorstudien zu den nächsten Projekten der Künstlerin. Damit ist Gnadenwald neben der Nachbetrachtung von Symmetrien des Abschieds auch eine Aussicht auf den bevorstehenden Kongress über Mut (14. & 15. Dezember 2012, Wiens neues Haus für Musik und Theater). Diese fruchtbare Beziehung zwischen Theater und bildende Kunst ist es, welche das Schaffen von Carmen Brucic prägt.

Carmen Brucic wurde 1972 in Tirol geboren. Sie besuchte die Universität für Angewandte Kunst in Wien, welche sie 1998 in der Meisterklasse für Grafik bei Walter Lürzer mit dem Diplom abschloss. 1999 Meisterjahr an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse für Neue Medien bei Peter Kogler. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Wien, Tirol und Berlin.
Wichtige Ausstellungen und Beteiligungen: 2008 Love will tear us apart Steirischer Herbst Medienturm Graz, 2008 Via Crusis Baumwollspinnerei Leipzig, 2010 Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst Mexikanische Botschaft Berlin, 2011 Gnadenwald Österreichische Botschaft Berlin, 2012 Gnadenwald & Symmetrien des Abschieds Artist Art Archive Recheis Villa Hall in Tirol.

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Galerie Elisabeth & Klaus Thoman proudly announces its first exhibition with Carmen Brucic. It is a particular pleasure, on the occasion of the anniversary of our Vienna gallery opening its doors, to be able to present this young artist.

With her Gnadenwald cycle, Carmen Brucic submits a series of photographs (120 x 180 cm) that deal with phenomena arising from the experience of final farewells. The plain, yet complex subjects, showing a nocturnal forest during snowfall, exert a subtle fascination on the observer. A strange kind of natural phenomenon allows us to see the starry night and snow falling at the same time. The light, picking out only in segments the forest’s vegetation and the snow’s metaphorical calm, guides the observer’s attention on to a new level, and makes a dimension palpable that the light does not touch on. Demarcations fade, spaces dissolve, clear identities evaporate, abysses open up, and the world disappears. The images thus capture the forest not only in its superficial structure, as an accumulation of trees, but above all also as an impenetrable space replete with myths, dangers and promises. Nature presents itself here as a symbol for the absence of civilisation and as a blending of the fear of darkness and the prospect of grace. The forest, in this light, turns into a forest of grace. This ambivalent gift of grace means not only forgiveness, though, but also the loss of control, as grace cannot be acquired, but only ever received.

The title Gnadenwald (lit. Forest of Grace) has to be read, and understood, in yet another way still. The name also stands for the little village Gnadenwald in Tyrol, where the artist hails from. Thus the photographs, besides a captured and mythical place, also represent an emotional space. Which also helps to explain the inspiration the artist drew from Gustav Mahler’s Das Lied von der Erde, and especially the section Der Abschied. This is photography as a farewell and also as the opening up of a new emotional field, as the beginning of longing.

To interpret the installation entitled Gnadenwald as a finished work within the artist’s oeuvre, would be inadequate, though. In the series of photographs preceding it (Symmetrien des Abschieds, 2007−2008), Brucic already dealt with the subject of saying farewell and leaving. The artist’s works, at all times, are post-productions and pre-studies for her subsequent projects. Thus Gnadenwald, besides revisiting Symmetrien des Abschieds, also is a preview of the forthcoming Kongress über Mut (on December 14 and 15, 2012, at Wiens neues Haus für Musik und Theater). It is this fruitful relationship between theatre and the visual arts that characterises Carmen Brucic’s work.  

Carmen Brucic was born in Tyrol in 1972. She attended the University of Applied Arts in Vienna, receiving her diploma from Walter Lürzer’s graphics master class in 1998. In 1999, she took her Master’s year at the Academy of Fine Arts Vienna in the class for new media of Peter Kogler. The artist lives and works in Vienna, Tyrol and Berlin.

Selected solo exhibitions and contributions to group shows: 2008 Love will tear us apart, Steirischer Herbst, Medienturm, Graz; 2008 Via Crusis, Baumwollspinnerei, Leipzig; 2010 Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst, Mexican Embassy, Berlin; 2011 Gnadenwald, Austrian Embassy, Berlin; 2012 Gnadenwald & Symmetrien des Abschieds, Artist Art Archive, Recheis Villa, Hall in Tirol.

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